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Kooperatives Lernen in telematischen Lernumgebungen


Projekt:

Erprobung von kooperativen Lernstrategien in Netzwerken

Stand der Forschung / eigene Vorarbeiten.

Viele Untersuchungen zeigen, daß sich kooperatives Lernen positiv auf den Wissenserwerb auswirkt. Allerdings reicht es nicht aus, Lernende in Gruppen zusammenzubringen, um die gewünschten lernfördernden Effekte zu erzielen, sondern Lernsituationen und Interaktionsformen beim kooperativen Lernen bedürfen einer gewissen Strukturierung.

Dies gilt insbesondere für das kooperative Lernen in Computernetzen. So hat sich gezeigt, daß unterschiedliche Vorstellungen über Sinn und Funktion der Gruppenarbeit sowie das Fehlen klarer Regeln und Strategien für die Interaktion der Beteiligten zu Problemen führen können. Auf diesem Hintergrund wurden verschiedene, mittlerweile auch empirisch gut erprobte Konzepte für das Lernen in Gruppen entwickelt, die diese Strukturierung von Lernsituationen und Interaktionsformen leisten. Hier sind beispielsweise Strategien des kooperativen Lernens zu nennen, die aus der Forschung zu Textlernstrategien hervorgegangenen sind, etwa das reciprocal-teaching-Konzept (Brown, Palincsar & Armbruster, 1984) oder der Ansatz zum kooperativen Paarlernen (Dansereau, 1988). Auch in der Tradition der empirischen Unterrichtsforschung sind Modelle für den Wissenserwerb in Gruppen entwickelt worden, wie beispielsweise das Gruppenpuzzle oder das Gruppenturnier (Eppler & Huber, 1990).

Zielsetzungen.

Zwei dieser Strategien für kooperatives Lernen, die sich in face-to-face-Situationen bewährt haben, sollen in einem neuen Projekt auf ihre Übertragbarkeit für das Lernen Erwachsener in kollaborativen Netzwerken überprüft werden:

  1. Eine Strategie, die den Wissenserwerb in Zweiergruppen (Tandems) unterstützt, ist das kooperative Paarlernen (Dansereau, 1988). Es ist für das Fernstudium besonders interessant, weil es ein Modell für informelle, studienbegleitende Zweier-Arbeitsgruppen und damit ein Beitrag zu Förderung der Kommunikation zwischen Fernstudierenden sein könnte.

  2. Eine Strategie, die den Wissenserwerb in größeren Gruppen (unter Einschluß eines Dozenten) fördert, ist das Gruppenpuzzle (Eppler & Huber, 1990). Diese Lernstrategie für Gruppen könnte im Hinblick auf das Fernstudium ein Modell für örtlich verteilte, aber zeitsynchrone Begleitveranstaltungen und damit für kombinierte horizontale und vertikale Kommunikation (zwischen Lernenden und zwischen Lehrenden und Lernenden) sein.

Arbeitsprogramm.

Zunächst wird ermittelt, ob und in welchen Anwendungskontexten Conferencing-Anordnungen tatsächlich für den Wissenserwerb eingesetzt werden und welche Probleme dabei auftreten. Ferner ist vorgesehen, Personen, die mit den jeweiligen kooperativen Lernstrategien aus "face-to-face" Situationen vertraut sind, diese kooperativen Strategien in Conferencing-Anordnungen realisieren zu lassen und die dabei auftretenden Probleme und Lösungsversuche zu registrieren. Darauf aufbauend sollen einmal Hinweise für eine wirkungsvolle Implementation dieser Lernstrategien in bestehende Conferencing-Umgebungen und zweitens Hinweise für eine Optimierung von Conferencing-Umgebungen formuliert werden.

Literatur.

Brown, A.L., Palincsar, A.S. & Armbruster, B.B. (1984). Instructing comprehension-fostering activities in interactive learning situations. In H. Mandl, N.L. Stein & T. Trabasso (Eds.), Learning and comprehension of text (pp. 255-286). Hillsdale, NJ: Erlbaum.

Dansereau, D.F. (1988). Cooperative learning strategies. In C.E. Weinstein, E.T. Goetz & P.A. Alexander (Eds.), Learning and study strategies: Issues in assessment, instruction, and evaluation (pp. 103-120). San Diego, New York, etc.: Academic Press.

Eppler, R. & Huber, G. (1990). Wissenserwerb im Team: Empirische Untersuchung von Effekten des Gruppen-Puzzles. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 37, 172-178.

Laufzeit: 1.1.1995 - 31.12.1996

Wissenschaftliche Mitarbeiter: Dr. Felix Friedrich, Christos Giovis, Dipl.- Psych., Jochen Heins, Dipl.-Phys., Dr. St. Schwan.

 
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Updated: Dezember, 1996